Reiseführer
Dieser umfassende Reiseführer erklärt Ihnen, wie Sie das Beste aus Te Hapu machen, einer abgelegenen Etappe in der Region Anatori.
Die vergessene Region Neuseelands
Ein niederländischer Entdecker sichtete Neuseeland am 13. Dezember 1642 und verließ das Land wieder, nachdem er seinen Namen auf der frisch gezeichneten Karte hinterlassen hatte. Heute ist die Region Tasman vor allem für ihren berühmtesten Nationalpark bekannt sowie für die Golden Bay, die voller Naturwunder steckt.
Der Rest der Region, der sich bis an die Westküste der Südinsel erstreckt, bleibt dagegen unbekannt – so sehr, dass er selbst von neuseeländischen Reisenden kaum besucht wird.
Das Gebiet von Whanganui Inlet bis zum Anatori River ist ein regelrechtes Niemandsland mit gerade einmal fünf Einwohnern pro Quadratkilometer.
Ein Ort, der in den meisten Reiseführern fehlt – und wenn doch, dann wahrscheinlich von Autoren beschrieben wurde, die nie selbst dort waren. Reiseveranstalter nehmen ihn nicht ins Programm auf, da es keine Dörfer oder Restaurants gibt, die Besucher beherbergen könnten.
Man könnte also meinen, dass es hier nichts zu sehen gibt, und ehrlich gesagt war das auch unsere Einschätzung bei NZreisen.
Ich hatte zwar von großen Dünen und anderen Wundern gehört, aber Neuseeländer sind bekannt dafür, schon die kleinste Anhöhe als „extraordinary“ zu bezeichnen oder sich für den seltsamsten Felsen zu begeistern – also habe ich dem keine Beachtung geschenkt.
Doch dann erzählte mir ein Motelbesitzer in Kaikoura 2017, dass er seit über zehn Jahren mit seiner Familie nach Te Hapu in den Urlaub fährt!
Die anschließende Recherche war mühsam, da selbst das Department of Conservation kaum Informationen über die Region bereithält und das Google-Streetcar nie über Collingwood hinaus bis zur Spitze der Südinsel gefahren ist.
Also änderte ich meine Pläne, machte Zwischenstopps in Picton, French Pass und Nelson – und entdeckte, statt eines banalen Campingplatzes, ein wahres Paradies.
Te Hapu, die Strecke über Whanganui Inlet und Mangarakau bis zum Anatori River, verdrängte Wanaka von meinem persönlichen Spitzenplatz der schönsten Reiseziele in Neuseeland.
Te Hapu ist Privatgelände mit Ferienhäusern, die man mieten kann, und bietet freien Zugang zu einem riesigen Areal, das man eigenständig erkunden darf.
Ich nehme Sie nun mit an diesen außergewöhnlichen Ort und anschließend fahren wir weiter bis zum Anatori River, wo die Straße endet und atemberaubende Landschaften warten.
Also tanken Sie voll und bereiten Sie sich darauf vor, eine der entlegensten Regionen Neuseelands zu erkunden – vielleicht noch weniger bekannt als Stewart Island!
Aufbruch zum Whanganui Inlet
Die meisten Besucher, die nach Te Hapu wollen, starten in Collingwood, dem letzten Ort in der Golden Bay. Schon bald endet der Asphalt und eine Schotterstraße kündigt an, dass es ins Hinterland geht.
Für die 42 km bis nach Te Hapu im Whanganui Inlet, der größten Meeresbucht Neuseelands, braucht man etwa eine Stunde.
Die Tasmansee flutet die Bucht, zieht sich wieder zurück und hinterlässt Sandbänke und Marschland – ein Paradies für die Tierwelt.
Heute gehört das Gebiet zum Westhaven Marine Reserve. Angeln ist erlaubt, doch Boote, die hier hineinsteuern, riskieren leicht, auf Sandbänken steckenzubleiben.
Ohne es zu merken, fährt man bereits auf der Dry Road, der einzigen Straße in einer der abgelegensten Regionen des Landes neben dem Fiordland.
Da die zerklüftete Küstenlinie des Inlets nicht zu befahren war, wurde die Straße auf Dämmen errichtet, die bei Flut mitten im Wasser liegen. Dann fährt man mit Meerwasser zu beiden Seiten der Fahrbahn.
Die Landschaft ist spektakulär, doch sollte man den Blick lieber auf die Straße richten! Nach einer gefühlt endlosen, nervenaufreibenden Strecke erreicht man schließlich die Te Hapu Road, die in die Hügel von Whanganui Inlet führt.
Kurz vor dem höchsten Punkt zweigt ein Weg zu den Te Hapu Coastal Cottages oder zum Westhaven Retreat ab – einem Luxushotel für 3000 $ pro Nacht, das meist per Helikopter angeflogen wird.
Ankunft bei den Te Hapu Coastal Cottages
Mitten im Whanganui Inlet liegt Te Hapu – „Familie“ auf Māori –, ein Plateau mit grandioser Aussicht auf die Tasmansee und den Kahurangi-Nationalpark.
Bevor es zum Paradies für Reisende wurde, war Te Hapu eine Farm mit Schafen und Rindern.
Ken und Sandra verliebten sich in die Region, obwohl sie sich nie hätten vorstellen können, so abgelegen zu leben, und kauften das Anwesen 1980 nach Jahren harter Arbeit als Schafschur-Team im ganzen Land.
Umweltbewusst setzen die Farmer auf Brache und produzieren eine Wolle, die zu den besten Neuseelands zählt.
Ihr Sohn Zander, selbst auf der Farm aufgewachsen, kümmert sich heute gemeinsam mit seiner Frau Andrea um die Vermietung von drei Unterkünften und fährt regelmäßig mit seinen Hütehunden per Quad durchs Gelände.
Die drei Unterkünfte
Te Hapu bietet drei völlig unterschiedliche Cottages, die alle bestens ausgestattet sind – einzig WLAN fehlt.
Das Haupthaus ist von einem Garten umgeben, und aus jedem Fenster blickt man auf grüne Hügel, von denen einer an den Rücken eines schlafenden Drachens erinnert.
Die Bäume sind von Efeu überwuchert, und Kniphofien wachsen neben einem Holztisch, an dem man im Freien essen kann.
Etwas weiter liegt das „Shearing Shed Retreat“ – vielleicht weniger fotogen, dafür das komfortabelste Haus mit einer Außenbadewanne.
Das kleine Chalet schließlich ist besonders romantisch und ebenso gut ausgestattet wie die anderen.
Buchbar sind mindestens zwei Nächte, was auch sinnvoll ist, wenn man zusätzlich die Straße bis zum Anatori River erkunden möchte.
Angesichts der Qualität der Unterkünfte sind die Preise fair – etwa 265 Euro für zwei Nächte.
Die Häuser verfügen über Trinkwasser aus natürlichen Quellen, Sanitäranlagen und Küchen – Proviant muss man jedoch selbst mitbringen.
In Collingwood kann man sich eindecken, ein größeres Angebot zu besseren Preisen findet man allerdings im Freshmarket in Takaka.
Die Anreise ist unkompliziert, da die Abzweige zu den einzelnen Cottages gut ausgeschildert sind.
Die Türen stehen offen, dazu gibt es eine Begrüßungsbotschaft mit einer Übersichtskarte des Geländes.
Die Besitzer schauen gelegentlich vorbei, ansonsten sind die Gäste völlig unabhängig. Bei Problemen sind Zander oder Andrea telefonisch erreichbar.
Unterkünfte | Te Hapu |
Adresse | 429 Te Hapu Road, Anatori |
Buchung | booking.com |
Auf ins Abenteuer
Ich werde hier nicht alle Wunder von Te Hapu aufzählen! Die Liste wäre endlos – mit Wasserfällen, bizarren Felsformationen und Überraschungen wie der Hunters Cave mit ihrem 180 m langen unterirdischen Tunnel, den man mit Taschenlampe erkundet und der erst 2003 entdeckt wurde.
Stattdessen beschreibe ich das „Spielfeld“ – und Sie improvisieren! In der Praxis muss man das Gelände studieren und sich in Etappen vorantasten, oft in Sackgassen endend.
Jede Entscheidung will abgewogen werden, Orientierung erfordert Instinkt und gesunden Menschenverstand.
Sich tastend durch die Natur zu bewegen, ist kein Nachteil – die Spannung wächst, wenn man merkt, dass man in jede Richtung gehen und doch immer wieder großartige Landschaften entdecken kann.
Ein etwas ungewöhnlicher Vergleich: Ein Besuch in Te Hapu fühlt sich an wie eine offene Spielewelt à la Zelda von Nintendo.
Verlaufen kann man sich leicht, aber man findet immer zurück.
Was als Spaziergang beginnt, endet oft als stundenlange Wanderung, die man nur ungern abbricht.
Zur Orientierung: Ein Rundweg entlang der Klippen dauert rund vier Stunden für zehn Kilometer – ohne Pausen oder Abstecher. Damit hätten Sie aber noch nicht die Strände oder das Inland gesehen.
Te Hapu umfasst vier Quadratkilometer – etwa die Fläche der drei ersten Pariser Arrondissements!
Zwei volle Tage sind nicht zu viel, und auch wenn man einfach drauflos wandern kann, gebe ich ein paar Anhaltspunkte für den Einstieg.
Welche Wanderung wählen?
Te Hapu bietet eine Freiheit, die in Neuseeland selten ist – Off-Trail-Wandern gehört sonst nicht zur Regel.
Meist bestaunen Reisende Landschaften vom Straßenrand und folgen markierten Wegen ab einem Parkplatz.
In Te Hapu gibt es zwar einige Pfade, doch meist verlässt man sie rasch und improvisiert nach Gelände.
Geplante Routen sind eher Orientierungshilfen – ich habe noch nie eine Wanderung so beendet, wie ich sie anhand der Karte geplant hatte.
Man folgt manchmal Zäunen, verliert aber schnell wieder den Faden.
Einige Strecken tragen Namen wie „Valley Paddock Walk“ oder „Zig-Zag Track“, doch man verliert sie leicht aus den Augen.
Als Ausgangspunkt eignet sich der Woolshed Track, der ins Gebiet „the Dolphs“ führt.
Die Runde umfasst alle Canyons, erreicht 300 m Höhe (Eiffelturm-Niveau) und eröffnet Panoramablicke auf Whanganui Inlet, den Kahurangi-Nationalpark, die Tasmansee und natürlich auf Te Hapu selbst.
In nur 20 Minuten erreicht man diesen Aussichtspunkt – ideal auch abends, wenn die Sonne untergeht und die Landschaft in goldenes Licht taucht.
Da dies einer der wenigen Orte mit Netzempfang ist, können Sie sogar ein Foto nach Hause schicken.
Ein Gebiet von seltener Schönheit
Te Hapu ist außergewöhnlich – selbst Neuseeland-Kenner staunen über die Einzigartigkeit dieser Landschaft. Ähnliches findet man zwar anderswo im Land, aber nie in dieser Dichte.
Hier sind all die Wunder auf kleinem Raum versammelt – fast bis zur Reizüberflutung.
Hügel und Kuppen, bedeckt mit Weiden, wechseln sich mit Busch und kleinen Gehölzen ab.
Kleine Quellwasserfälle speisen Bäche, an denen Schafe trinken, und weiter nördlich kündigen Nikau-Palmen die Küste mit Traumstränden und Meeresgrotten an.
Vor allem aber gibt es die Canyons: durchsetzt mit tausenden bizarr geformten Felsen, die Te Hapu zu einem Naturwunder machen – besonders bei tiefstehender Sonne, wenn Schatten das Relief der von Löchern durchzogenen Kalkklippen betonen.
Ein Felsenlabyrinth
Die Felsen von Te Hapu sind wie vulkanische Kunstwerke, die Neuankömmlinge sprachlos machen.
Ihre Formen wirken so unwirklich, dass man kaum glauben kann, die Natur allein habe sie geschaffen. Wahrscheinlich haben Sie noch nie Vergleichbares gesehen.
Wie in Schottland prägen die Felsen die Seele der Landschaft, und das von 1450 Schafen und 140 Rindern kurz gehaltene Gras erinnert fast an einen Landschaftspark.
Ein Szenario wie aus Lewis Carrolls Welt – zugleich chaotisch und doch zu perfekt, um echt zu wirken.
Zwischen den Felsen bilden Sträucher kleine Tunnel und Labyrinthe, die zu immer neuen Überraschungen führen.
Manche vom Seewind gebogenen Büsche verflochten ihre Äste zu Mustern wie Ölgemälden.
Die Kalkklippen, von Erosion gezeichnet, zeigen Schichtungen, die belegen, dass diese Region einst unter dem Meer lag.
Strand und Meeresgrotten
Te Hapu verfügt über sechs Strände und felsige Küsten, die nur bei Ebbe zugänglich sind. Der am leichtesten erreichbare Sandstrand, Near Beach, liegt in der Nähe des Cottages und der Hütte.
Der Kontrast zwischen den leuchtend grünen Weiden, auf denen Gänse vor Ihnen davonlaufen, und dem eisenhaltigen orangefarbenen Boden ist verblüffend.
Wer die Pancake Rocks an der Westküste oder in Raglan im Waikato mochte, wird überrascht sein, ähnliche geologische Formationen in Te Hapu zu finden.
Die übereinanderliegenden Sedimentschichten erinnern tatsächlich an Pfannkuchen, und man kann sogar Teile eines Walskeletts sehen, das vor 26 Millionen Jahren versteinert wurde.
Bei Ebbe entstehen smaragdgrüne Becken und sogar eine kleine Lagune, in der Familien gefahrlos baden können, ohne von den starken Strömungen der Tasmansee bedroht zu sein.
Am eindrucksvollsten ist jedoch die Meeresgrotte (Cave Labyrinth), die einem das Gefühl gibt, in einem Piratenfilm zu stehen.
Beim Gehen über die flachen Felsen, die vermuten lassen, dass dieser Küstenabschnitt wie in Napier oder Wellington durch ein Erdbeben angehoben wurde, trifft man manchmal auf Seelöwen, bevor man Gilbert Beach erreicht, den größten Strand.
Mächtige Klippen markieren die Grenze des Geländes und den Beginn von Westhaven Retreat, dessen wohlhabende Gäste ähnliche Panoramen genießen – wenn auch auf kleinerer Fläche, die keinen Anlass zur Eifersucht geben sollte.
Es gehört zu den Regeln von Te Hapu, die Nachbargrundstücke nicht zu betreten.
Wie erkundet man Te Hapu?
Te Hapu umfasst ein Dutzend paralleler Canyons von je etwa einem Kilometer Länge, getrennt durch Kämme, die man an verschiedenen Stellen überqueren kann. Jeder Canyon ist wie eine kleine Herausforderung, und es gibt mehrere Möglichkeiten, den nächsten Abschnitt zu erreichen.
Oft „schummelt“ man, indem man einem Pfad folgt, doch meist improvisiert man und nutzt die Tasmansee als Orientierungspunkt.
Von oben erkennt man immer nur einen Canyon, und man muss den Weg zum nächsten erraten.
Mit tausenden Felsen, die von Zentimetern bis zu mehreren Metern reichen (ähnlich wie bei Castle Hill), könnte man hier Verstecken spielen, ohne jemals gefunden zu werden.
Es gibt nie nur einen einzigen Weg, sondern Dutzende – und oft muss man umkehren, wenn das Gelände nicht so begehbar ist, wie man es sich vorgestellt hat.
Die Karte des Geländes ist hilfreich, um die Position einzuschätzen, doch sie gibt das Relief nicht exakt wieder. Was wie ein gangbarer Durchgang aussieht, kann sich als zu steil und gefährlich erweisen.
Vernunft walten lassen, nicht stur bleiben und umkehren, sobald Zweifel bestehen. Lesen Sie diesen Wanderführer für weitere Tipps.
Sie können sich auf dem gesamten Gelände frei bewegen, auch in Weiden und Viehweiden, sofern Sie diese fünf Regeln einhalten:
- Halten Sie Abstand zu Kühen, besonders wenn Kälber dabei sind
- Stören Sie keine Schafe, um Fotos zu machen
- Lassen Sie Tore so, wie Sie sie vorgefunden haben (offen oder geschlossen)
- Handeln Sie vernünftig und vermeiden Sie Gefahren
- Überschreiten Sie die Grundstücksgrenzen nicht
Einige Zäune sind elektrifiziert. Wenn Sie so etwas noch nie berührt haben: Der Strom ist nicht dauerhaft, sondern so eingestellt, dass er nur unangenehm ist.
Achten Sie darauf, wohin Sie treten – die Vegetation kann tiefe Löcher verdecken.
Kinder müssen unbedingt von ihren Eltern eingewiesen werden: In Te Hapu wird nicht gelaufen – weder bergab noch auf flachem Boden –, allein schon, um nicht in Schafskot zu treten.
Das Klettern auf die Felsen birgt die Gefahr von Stürzen oder Schnittwunden, und zudem kann man die Felsen beschädigen, die oft brüchiger sind, als sie wirken.
Te Hapu bietet nur drei Unterkünfte, und meist sind nicht mehr als zehn Besucher gleichzeitig unterwegs.
Daher trifft man kaum jemanden – Schafblöken, Wind und das ferne Donnern der Wellen sind die einzigen Geräusche.
Von den Gipfeln aus eröffnen sich atemberaubende Blicke auf die Tasmansee und den Kahurangi-Nationalpark. Eine Landschaft ohne jede Spur von Zivilisation – wunderschön und zugleich beklemmend, wenn sich das Wetter verschlechtert.
Das Wetter schlägt hier schnell um, daher sollte man immer auf Anzeichen eines Regenschauers achten.
Auf Entdeckungstour in Anatori
Te Hapu ist nicht die einzige Sehenswürdigkeit in diesem unbekannten Teil der Region Tasman. Man verlässt das Gelände nur ungern, doch wir hatten uns vorgenommen, die Straße bis zu ihrem Ende zu verfolgen.
Auf der Karte bleiben noch 28 km zurückzulegen – fast eine Stunde Fahrt über Schotterstraße –, um den Fluss Anatori am nordwestlichen Ende der Südinsel Neuseelands zu erreichen. Insgesamt sollte man also drei bis vier Stunden einplanen, um die Strecke wirklich genießen zu können.
Zurück auf der Dry Road stößt man nach wenigen Kilometern auf ein Café mitten im Nirgendwo.
Das Nugget Cafe zu entdecken ist ein bisschen so, als würde man auf einem Berggipfel einen Eisverkäufer finden! Ein Halt ist Pflicht, schon allein, um sicherzugehen, dass man nicht träumt.
Mandy, die hier kocht, backt Cookies und Muffins, serviert köstliche Smoothies und allerlei Erfrischungen.
Die Atmosphäre ist herzlich, und dies ist die perfekte Gelegenheit, nach Informationen über den verbleibenden Weg zu fragen.
Café | The Nugget Cafe |
Adresse | 2125 Dry Road, Anatori |
Öffnungszeiten | Täglich von 11:00 bis 17:00 |
Auf dem Weg nach Mangarakau
Auch wenn die Schotterstraße in gutem Zustand ist, wirbelt das Fahren gelbe Staubwolken auf, die sich nach und nach auf Karosserie und Scheiben absetzen.
Ein Besuch an der Tankstelle wird unvermeidlich, wenn man nicht riskieren möchte, vom Vermieter schief angesehen zu werden.
Die Scheibenwischer zu benutzen, wäre unter diesen Bedingungen eine schlechte Idee – der Staub findet ohnehin seinen Weg bis in den Kofferraum!
Dieser kleine Nachteil ist schnell vergessen, sobald man in die Region Mangarakau gelangt. Die Panoramen erinnern zugleich an die schönsten Landschaften der Nord- und der Südinsel.
Man erkennt die typischen Hügel und Senken der Waikato-Ebene sowie die eindrucksvollen Klippen, wie man sie von der Westküste kennt.
Das Ganze wird von Nikau-Palmen ergänzt, und man erblickt verlassene Sandstrände, die sich endlos ausdehnen.
Man hat das Gefühl, den mythischen Kontinent Gondwana zu durchqueren, von dem Neuseeland abstammen soll. Es fehlen nur noch Dinosaurier, um sich wie in Jurassic Park zu fühlen.
Schließlich wird klar, warum diese Region unbewohnt geblieben ist, wenn man die Sümpfe von Mangarakau durchquert – eines der letzten „Wetlands“ des Landes.
Einst gab es in Neuseeland ausgedehnte Feuchtgebiete, und nur ein kleiner Teil davon ist bis heute unentwässert geblieben.
150 Jahre lang wurde versucht, dieses 350 Hektar große Gebiet trockenzulegen – vergeblich. Schließlich entschieden die wenigen Bewohner, es in ein Schutzgebiet umzuwandeln.
Zwar begegnet man hier und da einigen Farmen, doch die Schafe sind noch scheuer als anderswo, da sie kaum Autos zu Gesicht bekommen.
Die Region hat sich kaum verändert, seit die Goldsucher ab 1854 nach und nach das Land den Maoris abkauften.
Die Distanz mag nicht groß erscheinen, doch wer langsam über die Schotterstraße fährt und alle paar Hundert Meter Pausen einlegt, hat das Gefühl, Te Hapu schon vor einer Ewigkeit verlassen zu haben.
Ein endloses Staunen, und man merkt schnell, dass man Wochen bräuchte, um die Umgebung wirklich zu erkunden.
Die Straße folgt schließlich dem Fluss Paturau und führt an eine gewaltige Klippe, die über einem Strand thront, an dem man Höhlen erahnt, die vermutlich noch nie von Menschen betreten wurden.
Ein kleiner Abstecher führt zum Strand, doch man muss vorher parken – die Fahrbahn ist dort abgerutscht, was nicht unbedingt Vertrauen erweckt...
Der Leuchtturm von Kahurangi
Einige Kilometer weiter erreicht man schließlich den Fluss Anatori, wo das Fehlen einer Brücke für die meisten Reisenden das Ende des Abenteuers bedeutet.
Hier gibt es einen kleinen Campingplatz des Department of Conservation, belegt von einigen wenigen Backpackern auf der Suche nach Einsamkeit.
Um den Fluss zu überqueren, braucht man einen Geländewagen und muss einen ausreichend niedrigen Wasserstand abwarten, der je nach Regenfällen stark schwankt.
Danach führt die Piste weiter über unwegsames Gelände bis zum Turimawiwi River, der ebenfalls überquert werden muss, um die Anatori-Sanddünen zu erreichen, die an jene von Te Paki nahe dem Cape Reinga erinnern.
Schließlich endet die Straße, doch besonders ausdauernde Wanderer können sich auf eine vierstündige Tour bis zum Kahurangi-Leuchtturm begeben.
Eine Wanderung, die von den Gezeiten abhängig ist, bei der man auf Treibsand achten und auch keine Angst haben darf, bis zur Taille durchs Wasser zu waten – ein Abenteuer, das nicht für jedermann geeignet ist!
Die letzte Grenze
Hinter dem Leuchtturm gibt es keinen Waldweg und keine Zufahrtsstraße, da die Regierung nie die Notwendigkeit gesehen hat, diese abgelegene Ecke mit dem Dorf Karamea an der Westküste zu verbinden.
Es gibt zwar einen Great Walk, der durch die Hügel führt, aber der Heaphy Track beginnt nicht in Anatori, und um die Berge zu überqueren, müsste man 40 km Luftlinie zurücklegen!
Anatori ist so etwas wie die letzte Grenze Neuseelands. Zumindest so bezeichnen die Einheimischen die Region. Die besonders dichte Vegetation und das zerklüftete Relief gelten als unüberwindbar.
Der letzte Wanderer, der sich 2013 auf dieses Abenteuer eingelassen hat, war zwar sehr erfahren, verschwand jedoch, als er versuchte, den Klippen hinter dem Leuchtturm zu folgen. Die Rettungskräfte fanden seine Leiche nie.
Schon allein das Erreichen des Straßenendes ist eine bemerkenswerte Leistung, die mit einigen der schönsten Landschaften des Landes belohnt wird.
Unsere praktischen Tipps
Te Hapu und Anatori bieten Landschaften, die in Neuseeland ihresgleichen suchen. Man müsste ein Herz aus Stein haben, um vor solch einem Anblick nicht ergriffen zu sein.
Te Hapu vermittelt ein Gefühl von Freiheit, das alles übertrifft, was man sonst in Neuseeland erleben kann. Und selbst wenn man in Queenstown oder am Mount Cook epischere Panoramen findet, löst allein die Erinnerung an Te Hapu etwas Besonderes aus.
Die fast nicht vorhandenen Unterkunftsmöglichkeiten und die 60 km Schotterstraße erklären, warum die Region im Schatten von Golden Bay und Abel Tasman bleibt.
Die Expedition ist zwangsläufig schwieriger zu organisieren, da Te Hapu ein Privatgelände ist, das ausgebucht sein kann. Dann bleibt nur die anstrengende Option eines Tagesausflugs zwischen Collingwood und Anatori.
Sicherheitshinweise für die Straße
Die Sicherheitsregeln haben in einer abgelegenen und nahezu unbewohnten Region noch größere Bedeutung als sonst.
Auch wenn alles bestens verlaufen mag, darf man nicht jede Vorsicht vergessen.
Eine Panne auf der Straße wäre vermutlich kein Drama, da es entlang der Strecke Farmen gibt. Im schlimmsten Fall müsste man einige Kilometer laufen, um Hilfe zu holen.
Trotzdem sollte man sein Smartphone vollständig aufgeladen haben (auch wenn nicht immer Empfang besteht) und ausreichend Wasserflaschen sowie Proviant für alle Eventualitäten dabeihaben.
So verlockend die Landschaft auch ist, man sollte nicht mitten auf der Fahrbahn parken! Der Verkehr ist zwar fast nicht vorhanden, doch Bauern rasen in ihren 4x4 über die Strecke und könnten einen überraschen.
Die Durchquerung des Flusses Anatori mit dem Auto ist nicht durch die Versicherung abgedeckt – man kann sich leicht die Rechnung des Abschleppdienstes aus Takaka vorstellen, 85 km entfernt!
Sicherheitshinweise für Te Hapu
Die Erkundung von Te Hapu erfolgt meist auf Grasflächen und sanft abfallendem Gelände. Einige Gipfel können jedoch Schwindel verursachen.
Wanderstöcke bieten hier spürbaren Komfort und sind bei schwierigen Abstiegen praktisch unverzichtbar.
Der Weg ist stellenweise markiert, doch man kann sich leicht verlaufen. Wer mit Off-Trail nicht vertraut ist, sollte lieber verzichten.
Te Hapu ist das Gegenteil einer Pauschalreise. Man muss in der Lage sein, eine Karte zu lesen und darf nicht von der Nacht überrascht werden.
Und auch wenn Farm und Cottages nicht weit von der Tasmansee entfernt sind, die als Orientierung dient, darf man den Besuch des Geländes nicht auf die leichte Schulter nehmen und sollte Proviant und Ausrüstung nicht vernachlässigen.
Sonnencreme ist ein Muss, da man ständig der Sonne ausgesetzt ist.
Wanderschuhe sind absolut unerlässlich, und Blasenpflaster vor Beginn der Wanderung sind ratsam.
Und wie ist das Wetter in der Region?
Te Hapu ist ein Paradies bei schönem Wetter, und auch ein grauer Himmel verhindert keine gute Erkundung des Geländes.
Regen erschwert jedoch das Wandern, da das von Gras und Felsen bedeckte Terrain rutschig wird – nicht ungefährlich, wenn man Off-Trail unterwegs ist.
Und wenn der Nebel den Canyons mit ihren verstreuten Felsen einen gespenstischen Charakter verleiht, würde ich dennoch nicht empfehlen, unter solchen Bedingungen auf Erkundung zu gehen.
Regen hindert einen jedoch nicht daran, bis zum Fluss Anatori zu fahren, und Reisende, die die Wildheit einer Landschaft zu schätzen wissen, werden sich davon kaum stören lassen.
Kurz gesagt: Wer diese unbekannte Region Neuseelands besuchen möchte, geht ein Risiko ein, wenn er außerhalb des Sommers (Dezember bis Februar) reist, wenn die Tage kürzer und das Wetter unbeständiger ist. Ob man dieses Risiko eingeht, bleibt jedem selbst überlassen.
Wie bucht man seinen Aufenthalt in Te Hapu?
Wir haben die Veröffentlichung dieses Guides lange hinausgezögert – vor allem wegen der geringen Unterkunftskapazitäten. Wie kann man einen Ort empfehlen, an dem die Chancen auf eine Buchung so begrenzt sind?
Zwischen Golden Bay und Anatori hin- und herzufahren, ist zwar möglich, aber eher frustrierend – vor allem, wenn man die Schönheit der Landschaften von Te Hapu kennt.
Vielleicht haben Sie die Mittel, 3000 $ für eine Nacht im Westhaven Lodge auszugeben? Meiner bescheidenen Meinung nach ist es besser, im Voraus zu planen, um ein Cottage in Te Hapu zu bekommen.
Mit etwas Glück können Sie sogar die Unterkunft auswählen, die Ihnen am meisten zusagt – entscheidend ist jedoch, dass die Verfügbarkeit zu Ihrem Reisezeitraum passt.
Unterkunft | Te Hapu |
Adresse | 429 Te Hapu Road, Anatori |
Buchung | booking.com |
Bettwäsche und Handtücher sind gegen Aufpreis erhältlich – vergessen Sie also nicht, dies bei der Buchung anzugeben.
Die Preise in Te Hapu variieren je nach Saison, sind jedoch keineswegs überzogen. Ohne einen direkten Vergleich mit Disneyland ziehen zu wollen, sollte man betonen, dass mit der Miete des Cottages das gesamte Gelände zugänglich ist.
Rund 130 Euro pro Tag für ein solch intensives Erlebnis sind letztlich ein echtes Schnäppchen.
Und irgendwann wird auch der Tourismus diese Region erreichen, wenn die Schotterpiste einmal durch Asphalt ersetzt wird.
Bis zu diesem – hoffentlich noch lange hinausgezögerten – Tag bleiben Anatori und Te Hapu vergessene Paradiese, die nur von einigen wenigen neugierigen Reisenden entdeckt werden.
Dieser Artikel ist dem Andenken an Penny N. Vilela gewidmet.