Reiseführer
Dieser Reiseführer stellt Ihnen die Karangahake Gorge vor, eine originelle Etappe auf der Coromandel-Halbinsel, die in unseren anpassbaren NZreisen-Routen enthalten ist.
In der Zeit des Goldrausches
Am Rande der Coromandel-Halbinsel zieht sich die Karangahake Gorge als spektakuläre Schlucht entlang, die von Auckland aus leicht zu erreichen ist. Dennoch halten nur wenige Besucher hier an, da sie es eilig haben, die Strände von Hot Water Beach und Cathedral Cove zu erreichen.
Und das ist wirklich schade, denn diese Schlucht auf der Nordinsel ist es mehr als wert, dass man ihr ein paar Stunden widmet.
Zunächst wegen ihres Flusses, des Ohinemuri, der sich zwischen mit Farnen bewachsenen Felswänden hindurchschlängelt. Vor allem aber wegen ihrer reichen Geschichte, die vom Goldrausch geprägt ist – mit allem, was dazugehört: Hängebrücken, von Hand gegrabene Tunnel und alte Minenanlagen, die in dichter Vegetation verborgen liegen.
Manchmal hat der Besucher das Gefühl, sich im zweiten Teil von Indiana Jones zu befinden, wenn er die Überreste einer untergegangenen Welt entdeckt, in der sich die Natur Schritt für Schritt ihr Reich zurückerobert.
Die Karangahake Gorge gehört außerdem zum berühmten Hauraki Rail Trail, einer fast 200 km langen Radstrecke, die man in mehreren Tagen absolviert. Ein Abenteuer, das sich allerdings eher an Neuseeländer im Urlaub richtet als an Reisende, die das Land in wenigen Wochen erkunden.
Damit Sie keine unnötige Zeit damit verlieren, die unzähligen sich überschneidenden Wege in Karangahake zu studieren, stelle ich Ihnen meine Lösung vor, wie man das Beste in einem halben Tag erleben kann.
Unterwegs teile ich ein paar Anekdoten über die Goldsucher, die das weitläufige Minennetz angelegt haben, das wir gleich erkunden.
Dann nehme ich Sie mit zu den Owharoa Falls, einem spektakulären Wasserfall, der einen kleinen Abstecher wert ist. Und natürlich gebe ich zum Schluss noch ein paar praktische Tipps, wie Sie diesen Halt in Ihre Neuseelandreise integrieren können.
Erkundung der Karangahake Gorge
Die beste Möglichkeit, die Karangahake Gorge zu entdecken, ohne den ganzen Tag dort zu verbringen, besteht darin, mehrere Wege zu kombinieren. Man beginnt mit einem kurzen Abschnitt des Karangahake Gorge Historic Walkway, setzt mit dem Window Walk fort, kehrt dann ein Stück zurück und beendet die Tour mit der Karangahake Old Railway Tunnel Loop.
So legt man etwa 5,5 km in zweieinhalb Stunden zurück, ohne sich zu beeilen. Man erlebt dabei das Wesentliche, ohne sich auf endlose Rundwege wie die 15 km lange Karangahake Gorge Loop oder den Aufstieg zum Mt Karangahake einzulassen.
Mit anderen Worten: Es ist ein kurzer, aber spektakulärer Halt, ohne dass man auf andere Etappen wie Cathedral Cove verzichten muss.
Wichtig ist nur, den richtigen Parkplatz zu wählen, denn das Karangahake Reserve verfügt über zwei! Der für uns relevante ist der Hauptparkplatz, der Karangahake Gorge Car Park, der weiter östlich liegt als der bei Karangahake Hall entlang der SH2.
Beide Parkplätze verfügen über Toiletten, doch der Hauptparkplatz ist größer und bietet zudem Karten und Schautafeln über die Geschichte der Region.
Der Waldweg zwischen den Ruinen
Die Wanderung auf dem Karangahake Gorge Historic Walkway folgt den Windungen des Flusses Ohinemuri. Er besteht aus mehreren Abschnitten über insgesamt rund 7 km, doch für unser heutiges Programm nehmen wir den Teil nach der großen Hängebrücke, die vom Parkplatz ausgeht.
Sobald man das andere Ufer erreicht, findet man ein etwas verwirrendes Schild, das jedoch in Wirklichkeit den Weg zur Window Walk Loop weist.
Wenn Sie auf dem richtigen Pfad sind, erreichen Sie bald eine zweite Hängebrücke, die schmaler ist und auf etwa zehn Personen gleichzeitig beschränkt.
Nehmen Sie sich die Zeit, die Leute zu zählen, die sie überqueren, denn ich habe schon Gruppen gesehen, die zu zahlreich waren und sich der Gefahr nicht bewusst waren. Derzeit ist die Brücke in gutem Zustand, aber man sollte das Schicksal nicht herausfordern...
Auf der anderen Seite erwartet Sie die Woodstock Battery von 1890, nicht weit vom Karangahake Lookout. Diese Anlage war bis 1950 in Betrieb, als die Schlucht 60 % des gesamten in Neuseeland geförderten Goldes lieferte!
Von dort aus zeigt ein weiteres DOC-Schild zwei mögliche Wege. Diesmal müssen Sie die Treppen nehmen, die direkt vor Ihnen liegen, in Richtung Woodstock Tramway.
Dies ist zweifellos der angenehmste Teil der Wanderung. Der Weg steigt sanft durch einen dichten Wald an, in dem Überreste des Bergbaus verstreut liegen: verbogene Schienen, eingestürzte Mauern und sogar ein alter Förderwagen, in den Kinder (und ihre Eltern) gerne hineinklettern. Alles ist von Vegetation überwuchert, wie die Ruinen einer verlorenen Burg.
Diese Etappe wird gut aufgewertet durch Informationstafeln, die den Goldabbau schildern, der Tag und Nacht betrieben wurde.
Ganz aufgehört hat die Tätigkeit übrigens nie. Auch heute noch arbeiten einige Unternehmen in der Region, allerdings mit deutlich umweltfreundlicheren Methoden als früher, als man hochgiftiges Zyanid zur Goldgewinnung einsetzte!
Windows Walk und seine Tunnel
Die noch sichtbaren Schienen am Boden führen Sie anschließend zum spektakulärsten, wenn nicht gar zum unterhaltsamsten Teil des Rundgangs.
Der Weg führt nämlich durch eine Reihe von von Hand in die Felswand gegrabenen Tunneln. Ein seltsamer Parcours, unterbrochen von Öffnungen („Windows“), die einen atemberaubenden Blick in die Schlucht und auf den Fluss Ohinemuri tief unten freigeben.
Diese Fenster wurden weder aus ästhetischen Gründen geschaffen noch um den Arbeitern Licht zu spenden: Sie dienten vielmehr dazu, das aus den Stollen geförderte Gestein nach draußen zu befördern.
Der gesamte Fels ist ein wahrer Schweizer Käse, durchzogen von unterirdischen Gängen auf mehreren Ebenen, mit Schächten, die heute durch Gitter oder Holzplanken verschlossen sind.
Ohne das Eingreifen des Department of Conservation wäre dieser Abschnitt schlicht zu gefährlich, um ihn zu begehen. Die Gewölbe wurden verstärkt, Geländer installiert und die Zugänge gesichert.
Es gibt jedoch keinerlei Beleuchtung, und manche Abschnitte liegen in völliger Dunkelheit. Man braucht eine Taschenlampe, um sich tastend durch den feuchten Tunnel zu bewegen – oft Hand in Hand.
Das Licht eines Smartphones genügt, wenn man vorsichtig voranschreitet. Wichtig ist nur, nicht zu stolpern oder sich den Kopf an einem Balken zu stoßen. Falls Sie die gute Idee hatten, Wanderschuhe anzuziehen, werden Sie es nicht bereuen, denn auf 180 Metern ist der Boden schlammig.
Wenn Sie die Lampe für ein paar Sekunden ausschalten, können Sie vielleicht Glühwürmchen entdecken, die von der Decke hängen.
Im Gegensatz dazu stößt man beim Ausleuchten der Ecken oft auf unseren Freund, den Weta. Diese Riesengrille kann in der Dunkelheit zwar für einen Schrecken sorgen, ist aber völlig harmlos und wird Ihnen nicht zu nahe kommen.
Weta ist übrigens auch der Name des Special-Effects-Studios von Peter Jackson, was umso amüsanter ist, wenn man bedenkt, dass dieses maorische Wort „hässlich“ bedeutet.
Am Ausgang des Tunnels führt eine Treppe auf einen anderen Weg, dem man jedoch nicht folgen sollte, denn es handelt sich um den Crown Track, der zum Campingplatz Dickey Flat führt.
Dieser Abschnitt am Fluss war früher durchaus lohnenswert, mit seinem Weg, der direkt in den Fels geschlagen war.
Doch leider ist er inzwischen aus Angst vor Erdrutschen gesperrt. Sollten Sie bis zur Hängebrücke mit geschlossenem Tor gelangt sein, sind Sie ohnehin schon zu weit gegangen.
Der Tunnel des Karangahake Gorge Historic Walkway
Es ist also Zeit umzukehren. Durchqueren Sie die Tunnel noch einmal ohne Eile und kehren Sie zur Abzweigung in der Nähe der zweiten Hängebrücke zurück (derjenigen, die auf zehn Personen beschränkt ist).
Diesmal überqueren Sie die Brücke nicht, sondern nehmen die Abzweigung zum Karangahake Gorge Historic Walkway, der zur Karangahake Old Railway Tunnel Loop führt.
Dieser Abschnitt verläuft am Fluss Ohinemuri entlang auf einem bequemen Weg, den man sich mit den Radfahrern des Hauraki Rail Trail teilt. Halten Sie sich links (in Neuseeland fährt man generell links) und behalten Sie die Jüngeren im Auge, um Zusammenstöße zu vermeiden.
Gehen Sie ohne allzu viele Fragen bis zur Karangahake Eastern Portal Bridge. Diese Brücke führt direkt zum Eingang eines langen Eisenbahntunnels, den Sie auf 1,1 km von einem Ende zum anderen durchqueren werden.
Eine Taschenlampe ist nicht nötig, denn der Tunnel ist bereits durch eine Reihe orangefarbener Lichter gut ausgeleuchtet. Einst wurde er von den Zügen der East Coast Main Trunk befahren, bis er 1979 stillgelegt wurde.
Auf den ersten Blick scheint es wenig aufregend, schnurstracks durch einen Tunnel zu laufen, doch die Erfahrung ist eindrücklicher, als man denkt.
Die Schritte hallen wider, und das Ende des Tunnels, das in der Ferne nur als winziger Lichtpunkt erscheint, wirkt unerreichbar. Man schreitet fast verwirrt voran, rechnet beinahe damit, dass ein Geisterzug auftaucht… und ist entsprechend erleichtert, wenn man wieder frische Luft atmet.
Eine letzte Metallbrücke, und Sie erreichen den zweiten Parkplatz (Karangahake Hall). Von dort aus ist es ein wenig mühsam, das Schild zu finden, das den Karangahake Gorge Historic Walkway anzeigt, dem man zurück zum ersten Hängebrückenübergang und zum Hauptparkplatz folgt.
Damit endet die Tour, und an diesem Punkt haben Sie das Wesentliche erlebt. Doch bevor Sie aufbrechen, wäre es schade, nicht noch einen Abstecher zu den Owharoa Falls zu machen.
Besuch der Owharoa Falls
Die Owharoa Falls sind ein sehr leicht zugänglicher und fotogener Wasserfall, nur fünf Minuten von der Karangahake Gorge entfernt, wenn man der SH2 folgt. Auf der Fahrt folgt man zunächst dem Fluss Ohinemuri, bevor man in die Waitawheta Road einbiegt.
Da es keinen richtigen Parkplatz gibt, muss man das Schild des Department of Conservation im Auge behalten, um nicht abrupt zu bremsen und einen Unfall zu verursachen. Man parkt also langsam am Straßenrand, an einer leicht verbreiterten Stelle.
Der Zugang zum Wasserfall erfolgt über eine steile Treppe, die für Rollstuhlfahrer oder Menschen mit eingeschränkter Mobilität unzugänglich ist.
Man hätte sich hier durchaus mehr Mühe geben können, denn der Owharoa Falls Track ist wahrscheinlich die kürzeste Wanderung des Landes. Rechnen Sie mit gerade einmal 50 m, wobei der Wasserfall bereits von der Straße aus sichtbar ist!
Mit seinen sechs Metern Höhe und seiner fächerförmigen Gestalt gehört Owharoa Falls dennoch zu den schönsten kleinen Wasserfällen des Landes.
Die Wassermenge variiert je nach Jahreszeit, am eindrucksvollsten ist er im Frühling. Umgeben von üppiger Vegetation eignet er sich ohnehin perfekt für ein Erinnerungsfoto.
Im Sommer ist die Versuchung groß, im natürlichen Becken des Wasserfalls ein Bad zu nehmen.
Einige Einheimische wagen es, doch es ist nicht zu empfehlen, da der Grund uneben ist, mit rutschigen Felsen und tiefen Löchern. Außerdem ist die Strömung weitaus stärker, als es scheint, und hat bereits das Leben eines Mannes gefordert!
Ebenso wird davon abgeraten, die nassen Felswände hinaufzuklettern, um die anderen Wasserfälle weiter oben zu erreichen.
Denn Owharoa Falls ist in Wirklichkeit der dritte einer Reihe von Wasserfällen, die Sie beim Zurückfahren kurz sehen können.
Wasserfall | Owharoa Falls |
Parkplatz | 30 Waitawheta Road, Waikino |
Distanz | 100 m (Hin- und Rückweg) |
Dauer | 10 Min |
Unsere Meinung zur Karangahake Gorge
Die Route, die ich zur Erkundung der Schlucht vorgeschlagen habe, ist nicht die einzige, bleibt aber die effizienteste, um Karangahake zu genießen, ohne sich darin zu verlieren – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn! Denn dieser wunderschöne Zwischenstopp neigt dennoch dazu, Besucher zu verwirren. Schuld daran ist ein Netz von Wegen, die sich kreuzen und nicht immer konsistent beschildert sind.
Trotz der Schilder versteht man anfangs überhaupt nichts! Ich spreche aus Erfahrung, da ich selbst schon der falschen Strecke gefolgt bin und dabei wertvolle Zeit verloren habe.
Zwischen Wegen, die gesperrt sind, obwohl sie ausgeschildert sind, und Rundwegen, die von Internetnutzern auf AllTrails benannt wurden, die aber vor Ort nicht existieren… das ist wohl das größte Rätsel, das ich je in Neuseeland erlebt habe.
Und genau deshalb habe ich mir die Zeit genommen, Ihnen eine recht kurze Route vorzuschlagen.
Denn entgegen der Empfehlung des Department of Conservation wurde der Großteil dieses Netzes vor allem für Fahrräder konzipiert, im Rahmen des Hauraki Rail Trail.
Auf zwei Rädern werden Distanzen, die zu Fuß zu lang wären – wie die 15 km der Karangahake Gorge Loop – interessant. Man ist auf einem perfekt familienfreundlichen Weg unterwegs, mit der Möglichkeit, zusätzlich einen Abstecher zu den Owharoa Falls zu machen. Vorausgesetzt natürlich, man besitzt Fahrräder!
Doch auch zu Fuß bleibt der Besuch der Karangahake Gorge das ganze Jahr über angenehm. Die meisten Bäume sind immergrün, was der Region erlaubt, ihren Charme auch außerhalb der Hochsaison zu bewahren.
Das Wetter bleibt jedoch ein entscheidender Faktor! Im Nebel bewahrt der Spaziergang einen geheimnisvollen, fast märchenhaften Charme mit seinen moosbewachsenen Ruinen und den in der Vegetation verborgenen Tunneln.
Bei strömendem Regen oder grauem Himmel hingegen wirkt die Stimmung trist und die Landschaft verliert das meiste ihrer Magie. Unter blauem Himmel ist die Schlucht dagegen noch schöner, doch man muss damit rechnen, sie zu teilen.
Denn Karangahake Gorge bleibt, auch wenn sie dem internationalen Publikum wenig bekannt ist, ein sehr beliebtes Ausflugsziel für Neuseeländer. Es handelt sich also keineswegs um einen geheimen Ort, und von Dezember bis März ist der Andrang sehr real.
Wer mehr Ruhe sucht, sollte eher die Wanderung auf den Mt Karangahake anvisieren, da der sehr steile Aufstieg die meisten Spaziergänger abschreckt.
Ihr Pech, denn die Aussicht vom Gipfel ist grandios, und bei klarem Wetter sieht man sogar den Vulkan Maunganui bei Tauranga.
Zum Schluss bleibt noch die Frage des Timings, um diesen Halt in eine Selbstfahrerroute zu integrieren. Persönlich empfehle ich einen Besuch am späten Nachmittag, während der goldenen Stunde, die die Schlucht in ein fast unwirkliches Licht taucht.
Das bedeutet, dass sich die Karangahake Gorge besser in die Rückfahrt nach einer Erkundung der Coromandel-Halbinsel integrieren lässt, bevor man zu den Gärten von Hamilton oder zur geothermischen Stadt Rotorua hinunterfährt. Aber beide Ansätze sind natürlich möglich.
Leichter gesagt als getan! Es ist wohl besser, mit einem Berater der lokalen Agentur zu sprechen, der Ihre Route anpasst, um den Halt einzubauen.
In der Zwischenzeit – wenn Sie Fragen haben, wissen Sie, wo Sie mich finden, und ich helfe Ihnen gerne weiter.